Was ist Bauforschung?
Geschichte der Bauforschung
Der Begriff „Bauforschung“ wurde von dem Architekten Armin von Gerkan 1914 eingeführt, der sich vor allem durch seine langjährige und erfolgreiche Tätigkeit beim Deutschen Archäologischen Institut und die Erforschung antiker Bauten einen Namen gemacht hat. Die Bauforschung – von Gerkans spezifische archäologische Sicht auf historische Bauten und Konstruktionen - hat sich seither als praktische, das Bauwerk, seine Baukonstruktion und die technischen Bedingungen seiner Errichtung berücksichtigende Methode der architekturgeschichtlichen Forschung eingebürgert. Die Bauforschung benutzt dabei das Bauwerk selbst als Quelle. Das Geschichtsdokument ist das Bauwerk mit all seinen Spuren. Das Bauwerk selbst liefert durch seine Erforschung Erkenntnisse zu seiner inneren Ordnung, Konstruktion und Gestalt, seinen Entstehungsbedingungen und Veränderungen, die dann in ihrem historischen Zusammenhang interpretiert und bewertet werden. Grundlage ist die Bauaufnahme, das Vermessen und Zeichnen aller auch unbedeutend erscheinender Einzelheiten und deren Interpretation.
Foto: Labor für Bauforschung, 2010 |
Bauforschung und Bauaufnahme sind also untrennbar miteinander verbunden. Häufig ist auch im deutschen der Begriff der „archäologischen Bauforschung“ zu finden, der seine Begründung sowohl im methodischen Ansatz der Bauforschung als auch in ihrem ersten breiten Betätigungsfeld hat. Daneben existiert auch der Begriff der „historischen Bauforschung“ mit dem ausgedrückt werden soll, dass die Erforschung von Bauwerken als historische Disziplin verstanden werden will.
Bauforschung in diesem Sinne wird systematisch seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert betrieben – zu erwähnen wären Bauforscher wie Wilhelm Dörpfeld oder Robert Koldewey, die durch ihre baugeschichtliche Erforschung von Olympia, Troia und Pergamon bzw. Babylon berühmt geworden sind. Sie ist seit den 20ger Jahren des 20. Jhs. auch an den technischen Hochschulen beheimatet, so war Robert Koldewey ab 1923 Lehrer an der Technischen Hochschule Charlottenburg.
Die Anfänge der Bauforschung reichen jedoch in das 18. Jahrhundert zurück, als junge Architekten zur weiteren Ausbildung zu antiken Stätten – vornehmlich nach Rom, später dann auch nach Griechenland - reisten. Im Vordergrund ihrer Beschäftigung mit historischer Architektur stand dabei der Wunsch, durch genaue Kenntnis architektonischer Ordnungen und Details eine sichere Grundlage für die eigene Arbeit als Architekt zu gewinnen. Historische Architektur sollte Vorbild für die Lösung neuer Bauaufgaben sein. Die Erforschung historischer Architektur und die moderne Bautätigkeit waren deshalb lange Zeit untrennbar verbunden.
[ Auszug aus dem Vortrag: "Zur Lage der Bauforschung an den Universitäten in Deutschland" von Ulrike Wulf-Rheidt, 2002; URL: https://www.koldewey-gesellschaft.de/de/bauforschung/ulrike-wulf-rheidt.html ]